Lexikon

Mysterienkult
griech.: mysterion; Geheimnis. Kult form, die besonders aus Ägypten, Griechenland und Rom überliefert ist. Zum M. hatten nur Ausgewählte Zugang, die sich vor ihrem Eintritt oft einer Prüfung unterziehen und immer zur Verschwiegenheit ver pflichten mußten. Im Kult selbst wurde der Einzuwei hende (der "Myste") schrittweise durch bestimmte Erfahrungen geführt, nachdem er durch --> Fasten, Ge bete und --> Rituale, manchmal auch durch --> Drogen in einen veränderten Bewußtseinszustand versetzt worden war. Kernstück des M. s war die "Schau des Göttlichen"; dazu wurden bewegende Szenen aus dem Leben der Götter dargestellt und heilige Gegenstände angeschaut. Das Prinzip der --> Einweihung, das Durchschreiten von aufeinander aufbauenden Stadien der Entwicklung, die unmittelbare Erfahrung des Heiligen, die Verschwiegenheit: diese Elemente lebten besonders in den
Geheimgesellschaften weiter und sind der europäischen Esoterik bis heute erhalten geblieben. (Nur das Schweigen über die heiligen Inhalte ist aus der Mode gekommen.) Übrigens lassen sich auch die "Großen Arkana" des Tarot als Stationen eines Einweihungsweges auffassen, wie man ihn von M. en her kennt.
Lit.: Karl Kerenyi: Die Mysterien von Eletlsis. Zürich 1962.

Quelle: Rainer Kakuska, “Der Esoterik-Leitfaden” Heyne Verlag (siehe “Bücher”)