Lexikon

Wirtschaftssysteme
In den letzten Jahrzehnten wurden Stimmen laut, die für ein anderes Wirtschaftssystem plädierten. Unkontrolliertes Wirtschaftswachstum und Profitmacherei auf Kosten der Umwelt und einer menschlichen Gesellschaft sind weder in pragmatischer noch in moralischer Hinsicht vertretbar. Die Risiken und Gefahren eines solchen Systems sind für jedermann sichtbar. Um eine Katastrophe zu vermeiden, ist ein radikaler Umdenkprozess notwendig.
Die Diskrepanz zwischen armen und reichen Ländern hat das Finanzsystem auf der ganzen Welt schon einige Male an den Rand des Zusammenbruchs gebracht.
Die Arbeitslosigkeit und Umweltverschmutzung in den hochtechnisierten Ländern fordern einen zu hohen Preis. Der Hunger und das Elend in der Dritten Welt stellen ein System bloss, das auf der einen Seite ungeteilten Zuwachs an Reichtum und auf der anderen die zunehmende Ausbreitung von Hungersnot toleriert.
Eine Gruppe von Wissenschaftlern und Volkswirtschaftlern warnte bereits 1972 in ihrem Bericht >Limits to Growth< eindringlichst vor den Risiken und Gefahren, die uns drohen, wenn wir keinen anderen Kurs einschlagen. In dieser Zeit wurden die unterschiedlichsten Ideen entwickelt, wie unser Wirtschaftssystem reformiert werden kann. Darunter befindet sich das buddhistische Konzept von --> Fritz Schuhmacher, das er in seinem Buch >Small is Beautiful< (1974) erläutert. Er schlägt eine Wirtschaftsform vor, die von jeglicher Ausbeutung absieht und ihre Aktivitäten den Bedürfnissen der Bevölkerung anpasst, insbesondere denen der Entwicklungsländer.
Wie in den anderen wichtigen Lebensbereichen wie Politik, Psychologie, Medizin usw. ist der Umdenkprozess in der Wirtschaft einerseits eine Reaktion auf die drohende Krise. Andererseits zeigt sich darin aber auch eine positive Veränderung in den Wertvorstellungen und Lebensprinzipien.
Im Gegensatz zu der eingleisigen und engstirnigen Sichtweise, in der die wirtschaftlichen Angelegenheiten bisher gehandhabt wurden, tendiert man nun zu einem holistischen System, das die grösseren Zusammenhänge berücksichtigt.
Aldous Huxley sieht unsere Rettung in der Synthese, der Dezentralisierung und Kooperative, einer Politik und Wirtschaft, für die Spiritualität etwas ganz Natürliches ist. Wenn sich die innere Einstellung der Menschen nicht ändert, wird es schwer sein, diese neue menschlichere Wirtschaftsform zu erreichen. Doch wenn sich unser Wirtschaftssystem nicht ändert, dann steht uns womöglich das Schlimmste bevor. Aber es liegt an uns, was wir aus unserer Zukunft und der Zukunft unseres Planeten machen; Denn, wie Robertson sagt, was auch immer geschieht, es liegt an unserer freien Entscheidung, nicht an einem vorbestimmten Schicksal.

Quelle: David Harvey (Hrsg.) “Handbuch Esoterik” Heyne Verlag (siehe “Bücher”)