Lexikon

Komplementäre Medizin
Zwischen der komplementären Medizin und den gebräuchlicheren Begriffen wie alternative oder natürliche Medizin besteht ein feiner Unterschied. Jeder dieser Begriffe weist darauf hin, dass er sich von der Schulmedizin unterscheidet und sich in mehr oder weniger starkem Masse von ihr distanziert, was ihre Methoden oder ihren philosophischen Hintergrund betrifft. Doch dabei ist eine Koexistenz mit der Schulmedizin nicht ausgeschlossen.
In Grossbritannien wurde der Begriff >komplementäre Medizin< geprägt, um die Therapiemethoden zusammenzufassen, die sich zwar von der Schulmedizin unterscheiden, sie aber in mancher Hinsicht ergänzen. Dazu zählen: --> Akupunktur, --> Anthroposophie, --> Chiropraktik, --> Heilen, --> Homöopathie, --> Hypnose-Therapie, --> Naturheilkunde, --> Osteopathie u.a. (aus >The Status of Complementary Medicine in the UK<, The Threshold Foundation, 1981).
Die Idee, dass diese Therapien Teil eines breiteren medizinischen Spektrums sind, geht aus dem Begriff >komplementär< hervor. In diesem Bereich kommt es darauf an, von welcher Perspektive man ausgeht. Oft wenden sich Patienten der alternativen Medizin zu, weil die Schulmediziner nichts mehr für sie tun konnen. In dieser Hinsicht könnte die jeweilige Behandlung als alternativ bezeichnet werden. Doch viele alternative Heilpraktiker betrachten ihre Arbeit als eine eigenständige Methode. Sie sehen in ihrer Behandlung eine Ergänzung und keinen Ersatz für die Schulmedizin. In Grossbritannien gibt es fast 30 000 Heilpraktiker (davon mehr als 20000 Geistheiler), die nach einer Methode der komplementären Medizin behandeln. Viele von ihnen verbinden in ihrer Behandlung zwei oder mehr Therapien, wodurch der Begriff >komplementär< noch mehr Bedeutung erhält.
Das Interesse an der komplementären Medizin wächst zu nehmend. Die jährliche Zuwachsrate bei Heilpraktikern aller Richtungen liegt bei über 10 Prozent.

Quelle: David Harvey (Hrsg.) “Handbuch Esoterik” Heyne Verlag (siehe “Bücher”)