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3. Juli 2016
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Aufrufe: 4116
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Zehn Fakten zum Stand des Anbaus von Gentech-Pflanzen
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20 Jahre kommerzielle Agro-Gentechnik: Was ist der status quo?
Wien
- 1996 wurden das erste Mal gentechnisch veränderte Pflanzen für kommerzielle
Zwecke angebaut. Die Anbauflächen sind seitdem stetig gewachsen – bis jetzt:
erstmals musste nun der Gentechnik-Interessenverband ISAAA für 2015 einen
Rückgang der Anbauzahlen verkünden. Demnach waren ein Prozent weniger Äcker mit
Gentech-Pflanzen bestellt als dies noch 2014 der Fall war.
Die knapp 180 Millionen Hektar Gentechnik entsprechen etwa 13 Prozent der
Welt-Ackerfläche bzw. 3,6 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Kein
Grund zum Feiern also für die Gentechnik-Industrie. Doch es sind nicht nur die
rückläufigen Anbauflächen, die Lobby und Industrie missfallen dürften. Auch
während des Flächenwachstums schrieb die Agro-Gentechnik keineswegs eine
Erfolgsgeschichte. Daran hat sich 2015 nichts geändert:
1. Für Europa fiel der Flächenrückgang - ausgehend von einem bereits sehr
niedrigen Niveau - mit 18 Prozent sogar noch drastischer aus. In Anteilen
der Nutzfläche der EU lassen sich die 116,870 Hektar schon fast nicht mehr
darstellen: Auf gerade einmal 0,07 Prozent der Agrarflächen wuchsen 2015
Gentech-Pflanzen.
2. Gentech-Pflanzen wachsen weiterhin nur in wenigen Ländern - weltweit
28, davon fünf in der EU (Spanien, Portugal, Tschechien, Rumänien, Slowakei).
Die allermeisten Länder halten ihre Äcker also nach wie vor frei von Gentechnik
– trotz intensiver Bemühungen der Industrie, dies zu ändern.
3. Der Anbau findet überwiegend in Nord- und Südamerika statt. Alleine in
den USA, Brasilien und Argentinien finden sich mehr als drei Viertel der
Anbauflächen.
4. In vielen Anbauländern fristen Gentech-Pflanzen ein Dasein in einer
winzigen Nische. Ihr Anteil in beispielsweise Rumänien, Tschechien,
Bangladesh oder Chile liegt bei deutlich unter 50.000 Hektar.
5. Einseitig auch die angebauten Kulturen: auf 51 Prozent der globalen
Gentech-Äcker wächst Soja. Mit Mais, Baumwolle und Raps zusammen machen nur vier
Pflanzen 99 Prozent des Anbaus aus. Es handelt sich um Pflanzen, die vor allem
in Tiermägen enden oder gar nicht der Ernährung dienen (Baumwolle und
Bioenergie). Kurz: Gentech-Pflanzen leisten keinen Beitrag zur Welternährung.
6. Gentech-Pflanzen können nicht viel: Sie sind weiter entweder mit einer
Herbizidtoleranz ausgestattet, oder sie produzieren ihr eigenes Insektizid. Sie
alle bringen damit mehr Gift auf den Acker. Zunehmend werden beide Eigenschaften
kombiniert: sogenannte „stacked events“ finden sich mittlerweile bei 33 Prozent
aller Gentech-Pflanzen.
7. Gentech-Pflanzen versagen in der Praxis: Unkräuter werden resistent
gegen beispielsweise Glyphosat. Die Antwort der Industrie: neue Gen-Pflanzen mit
Toleranzen gegen andere Herbizide, darunter Dicamba, 2,4-D oder Isoxaflutol.
Auch bei Bt-Pflanzen gibt es zunehmend Resistenzprobleme. Hier sind es die
Schädlinge, die die Anfälligkeit für die von den Pflanzen produzierten Toxine
verlieren.
8. Auch Gentech-Baumwolle, gerne als Beispiel für den Erfolg der Gentechnik
für Kleinbauern genutzt, scheitert immer häufiger: in Indien haben unlängst
zwei Bundesstaaten angekündigt, wieder auf Gentechnik-freie Baumwolle zu setzen,
nachdem resistente Schädlinge den Gentech-Pflanzen zu sehr zusetzen (Infolink).
Burkina Faso will wegen Qualitätsproblemen in Zukunft auf Gentech-Baumwolle
verzichten (Infolink).
9. Weltweit bleibt die Ablehnung gegenüber Gentech-Pflanzen hoch oder wächst.
17 von 28 EU-Staaten (und 4 Regionen) haben 2015 den Anbau von Gentech-Mais
auf ihrem Territorium vorläufig verhindert. Selbst in den USA steigt die
Skepsis: nach der Einführung einer Kennzeichnung gentechnisch veränderter
Lebensmittel in Vermont auf Druck der Verbraucher haben die ersten
Lebensmittelhersteller angekündigt, freiwillig bundesweit entsprechend zu
kennzeichnen (Infolink).
Die Debatten über die Gefährlichkeit von Glyphosat tragen zum schlechten Image
der Gentech-Pflanzen bei.
10. Die ISAAA-Behauptung, Gentech-Pflanzen würden vor allem Kleinbauern mit
beschränkten Ressourcen helfen, ist nicht haltbar. Selbst wenn die Zahlen
stimmen und 90 Prozent der 18 Millionen Gentechnik-Nutzer Kleinbauern sind,
würden diese 16,2 Millionen nur gute drei Prozent (3,24) der geschätzten 500
Millionen Kleinbauern der Welt ausmachen. Andersrum: knappe 97 Prozent arbeiten
ohne Gentechnik. Die meisten Gentech-Pflanzen werden im industriellen Maßstab
angebaut – und sind auch genau dafür gemacht.
Es wird immer deutlicher: Gentechnik auf dem Acker führt in eine Sackgasse.
Echte Lösungen stehen indes längst parat.
Ökologische Landwirtschaft und Züchtung ohne Gentechnik, auch mit modernen
biotechnologischen Methoden wie der
markergestützten Selektion, liefern längst, was die Gentechnik-Industrie
nicht geschafft hat. Die ISAAA gibt dies zwischen den Zeilen in ihrem jüngsten
Report zu, wenn sie die mangelnde Innovation auch auf „scientific obstacles“
(wissenschaftliche Hindernisse) zurückführt. Als Fortschritt gefeiert wird indes
der Anbau der ersten mit neuen gentechnischen Methoden entstandenen Pflanze auf
4000 Hektar in den USA. Bezeichnenderweise handelt es sich auch dabei um eine
herbizidtolerante Gentech-Pflanze, nämlich den Raps, über den auch in der EU
zurzeit diskutiert wird.
Zu lesen ist bei der ISAAA auch, was für die Industrie auf dem Spiel steht: auf
nur 13 Prozent der Äcker wachsen Gentech-Pflanzen – der Verkauf des
Gentech-Saatgutes macht aber satte 34 Prozent des weltweiten Umsatzes der
Saatgut-Industrie aus. Eine eindeutige Interessenlage, umso mehr da auch der
Pestizidmarkt überwiegend in den Händen derselben Unternehmen liegt – und daher
keinerlei Interesse an ökologisch-nachhaltigen Lösungen für die Landwirtschaft
besteht. (greenpeace)
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